Lockdown!

Wenn die Tage kürzer und im Kalender langsam weniger werden und man revue passieren lässt was man in den vergangenen 12 Monaten alles erlebt hat, setzt man doch automatisch Hoffnung, Vorfreude und Energie in das bevorstehende, neue Jahr. Man hat Pläne und Träume die nun verwirklicht werden sollen, man möchte die Dinge mit seinem ganzen Elan anpacken.

So zumindest erging es mir Ende 2019. Was dann folgte, kann man gar nicht so richtig in Worte packen. 2020 hat uns alle erwischt. Die dunkle Wolke zog bereits sehr früh über uns hinweg und verschloss von einem Tag auf den Anderen die Tore der Freiheit. Welche Folgen das alles nach sich zeiht, lässt sich bis heute nur schwer einschätzen, aber man kann es vermuten und erahnen. Die Einen trifft es härter als die Anderen. In jeglicher Hinsicht.
Bei mir zum Beispiel hat sich privat viel verändert und jeder weiß, welch Belastung das sein kann.

Und damit begann mein ganz persönlicher, kreativer Lockdown

Mein Kopf machte einfach dicht, wie die Länder ihre Grenzen.
Zack, die Lichter waren aus. Ich tappte im Dunkeln.
Ich war nicht mehr motiviert Projekte in die Hand zu nehmen oder weiter zu verfolgen. Ich fand absolut keinen Zugang mehr zu meiner Kreativität. Wie auch, ich konnte mich kaum aufraffen und wenn ich es doch schaffte, war die Konzentration nach 5 Minuten erloschen.
Meine Shootings die nach dem ersten Lockdown wieder stattgefunden hatten, waren wie ein Licht in der Dunkelheit, sie bescherten mir einen kurzes Hoch und schoben die dunklen Wolken in meinem Kopf auf die Seite. Aber letztendlich standen andere Dinge im Vordergrund die schwer wogen und meine ganze Energie fraßen.

Doch wie geht man denn nun mit so einer Phase um?

Ich weiß von vielen Kollegen und Kolleginnen aus der Künstlerbranche, dass ich nicht die Einzige bin, die mit so einem Loch zu kämpfen hat. Es kann jeden zu jeder Zeit treffen.
Ich hatte also Hoffnung, dass sich all das wieder normalisieren würde und das Geheimrezept hieß „Zeit“.
Ich wusste, ich kann nichts erzwingen. Egal wie oft ich mich hinsetzen und versuchen würde, meine Gedanken zu sortieren, es würde mir nicht gelingen und Frustration mit sich bringen. Also habe ich beschlossen, alles beiseite zu legen und zu warten.

Ein großer Punkt war der, dass ich versucht habe mich durch nichts beeinflussen zu lassen. Man ist schnell verleitet, sich mit Anderen zu vergleichen und das Gefühl zu haben, man hinkt hinterher. Vorallem, als in der Lockdownphase plötzlich viele Unternehmen ihre Instastorys fluteten, täglich Beiträge posteten und sich wirklich tolle Dinge ausdachten um durch diese Zeit zu kommen und selber musste ich mir eingestehen, dass diese Zeit gerade etwas anderes mit mir vor hat und so blieb es auf meinem Account eben stumm. Man kann nicht immer in allen Bereichen des Lebens präsent sein.

Und dann kehrte sie zurück…

Ab der zweiten Jahreshälfte, nach vielen Veränderungen in meinem Leben, normalisierte sich langsam wieder alles. Ich wurde innerlich immer ruhiger und konnte wieder durchatmen und ganz langsam konnte ich sie wieder wahrnehmen, die Kreativität. Es fühlte sich an wie eine Heimkehr. Plötzlich spürt man das, was man so lange vermisst hat, wieder klar und deutlich. Es fließt wie Blut durch meine Adern, bringt den Geist in Schwung und umgibt mich wie ein schimmerndes Licht. So zumindest fühlt sie sich für mich an. Die Kreativität ist nicht nur ein Wort auf das man eine Personengruppe reduzieren kann, sei es Maler, Künstler, Kollegen aus der Marketingabteilung, sie ist ein Gefühl und eine Einstellung. Die Einstellung, Dinge wahrnehmen und sehen zu wollen, denn wer das möchte, der kann es auch, auf seine ganz eigene Weise.

Heute sitzte ich hier, voller Motivation an meinem Schreibtisch und tippe diese Zeilen ohne viel darüber nachdenken zu müssen. So, als wären die Dämme, die lange alles zurückhielten endlich durchbrochen. Meine Gedanken springen nicht mehr im Zick Zack und ich kann mich wieder fokussieren. Mein erstes krasses Kreativloch bzw. wie ich es ab jetzt nenne – mein Lockdown, ist endlich überwunden!

Ich bin mir sicher, die Zeit, die ich mir selber gegeben habe, war goldrichtig. Der Nebel  hat sich verzogen und auch wenn uns bereits der zweite Lockdown ereilt hat, so ist mein Kopf jetzt frei und ich bin bereit, mich in meine Projekte zu stürzen und endlich wieder Vollgas zu geben.

Hab Vertrauen in Dich selbst!

Das Leben stellt uns manchmal vor riesen Herausforderungen, wie eine Prüfung die wir absolvieren müssen und wenn wir diese bestanden haben, können wir auch verstehen. Verstehen, warum manche Dinge Zeit brauchen, warum alles genau so gekommen ist und nicht anders und warum wir uns manchmal mehr in Geduld üben müssen. Und nein, wir müssen uns nicht schämen, wenn wir in einem Tief feststecken.

Wenn es auch Dir gerade so geht, dann denk daran, dass Du nicht alleine damit bist und es ist auch kein Grund an sich und seinen Fähigkeiten zu zweifeln.
Wirft man einen Blick über den Tellerrand, vielleicht zu den eigenen Kindern, Neffen oder Nichten, dann wird man feststellen, dass Kinder, bevor sie wieder einen großen Schub machen, auch erstmal in sich gefangen sind und wer wachsen will, egal ob physisch oder geistig, der benötigt Zeit und die darf man sich nehmen!

Du siehst, die Welt einer Pferdefotografin besteht nicht nur aus rosaroten Einhörner die über Regenbögen galoppieren, sondern manchmal gleicht sie einem Sturm auf hoher See. Doch nach jedem Sturm folgen auch wieder ruhige Sonnentage und mit dieser Einstellung blicke ich jetzt, wieder am Ende des Jahres, rüber zu 2021.

Alles Liebe, Deine Verena

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